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Brief an den Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber vom 3.10.97

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Tel. 089-4488456 Fax 089-4485994

 

Per Fax vorab an 089-294044

Herrn Ministerpräsident
Dr. Edmund Stoiber
Bayerische Staatskanzlei
80539 München

 

Nachrichtlich an:

Herrn Oberbürgermeister Christian Ude

Frau Bürgermeisterin Prof. Dr. Sabine Kudera

Herrn Bürgermeister Dr. Erwin Knapek

Herrn Bürgermeister Josef Schneider

Bund Naturschutz mit betroffenen Ortsgruppen

FC Bayern

TSV 1860

Herrn Fred Weinholtz, Internationale Segelflugkommission

Herrn Siegfried Kabbe, Deutsche Segelflugkommission

Herrn Dr. Manfred Reinhardt, OSTIV

Herrn Gerhard Meirer, Deutsche Alpensegelflugschule

Unterwössen

München, den 3. Oktober 1997

FC Bayern / Stadionbauten / Olympische Spiele /
OTTO LILIENTHAL SOLARFLUG-ZENTRUM zum 150. Geburtstag des Pioniers

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

als Betroffene wenden wir uns in großer Sorge an Sie - auch in Ihrer Eigenschaft als Beiratsvorsitzender des FC Bayern. Die bisherigen Presseberichte lassen darauf schließen, daß dieser vermögende Club das Olympiastadion verlassen will und besonders den Flugplatz Neubiberg bzw. dessen Umfeld als möglichen Standort für ein neues Stadion auserkoren hat. Die S-Bahnen westlich und östlich sowie die U-Bahn nördlich dieses direkt neben der Autobahn gelegenen Areals sind in der Tat konkurrenzlose Standortfaktoren. Wir gehen realistischerweise davon aus, daß der FC Bayern alle möglichen Standortvarianten durchdacht hat und dabei - alternativ zum Flugplatz - auch in Betracht zog, sich um das im Nordwesten des Areals liegende Sportgelände der Universität der Bundeswehr zu bemühen. Ein Stadion auf dem Flugplatz selbst würde sich nämlich in unmittelbarer Nähe zum geplanten Friedhof der Gemeinde Neubiberg befinden und wäre auch ökologisch nicht sinnvoll.

Wenn es in der Stadionfrage nicht schnellstmöglich gelingt, zu einer gerechten Verteilung von Nutzen und Lasten zu kommen, wird es unnötige und endlose, die politische Arbeit blockierende Streitereien geben - dies in einer schwierigen Zeit und mit ungewissem Ausgang für alle Beteiligten! Wie allgemein bekannt ist, haben nämlich die Gemeinden Unterhaching, Neubiberg und Ottobrunn im Januar 1992 einen Freizeitpark beschlossen, dessen Verwirklichung nach Abzug der Motorflieger in Angriff genommen werden soll. Ein Fußballstadion ist dabei nicht vorgesehen. Ein Stadion auf dem Flugplatz würde auch unser auf Flugökologie bedachtes, zu den Interessen der Gemeinden kompatibles Konversionskonzept OTTO LILIENTHAL SOLARFLUG-ZENTRUM (OLS) unmöglich machen.

Zur Lösung dieser Probleme möchten wir als Betroffene nicht nur eine vernetzte Betrachtungsweise vorschlagen, sondern auch selbst unseren Beitrag leisten, zumal wir uns schon seit sieben Jahren bemühen, diese echte Konversion des Flugplatzes durchzusetzen. Unser Projekt soll später dem deutschen und internationalen Segelflugsport gehören, es ist nicht nur als Interessent in dem Nachfolgenutzungskonzept aufgeführt, sondern liegt auch - seit unseren Petitionen - der Bayerischen Staatsregierung als Material vor. Das OLS wird von zahlreichen Segelfliegern unterstützt und wurde von den Berichterstattern Herrn Traublinger und Herrn Kronawitter als "sympathisch und begrüßenswert" bezeichnet und auch von Herrn Dr. Magerl befürwortet. Das Aktenzeichen der Petition lautet AIII/WI.0226.13. Wir haben eine Mappe mit den wichtigsten Informationen über das Projekt beigefügt. Zu dessen Inhalten kommen wir weiter unten; wir wollen zunächst unseren Kompromissvorschlag unterbreiten, den wir mit einer grundsätzlichen Bemerkung einleiten:

Ist es nicht abträglich für eine Demokratie, wenn Rivalität statt Solidarität praktiziert wird? Erinnern wir uns doch lieber daran, wie alle zusammenhielten, als es darum ging, die Olympischen Spiele nach München zu holen, zu gestalten und durchzuführen. Eine erneute Bewerbung ließe nicht nur die gesamte Stadionproblematik in einem neuen Licht erscheinen. Sie könnte bisher nicht bedachte solidarische wie auch ertragreiche Lösungen ermöglichen und zu einer dringend erforderlichen Wiederbelebung der damaligen Dynamik führen.

 

Die Kernpunkte der Kritik an den Plänen eines Bayern-Stadions sind nicht funktioneller Art. Auch die Neubaugegner gestehen ein, daß das "Oly" für den Fußballsport nie optimal war und trotz Umbauten wohl nie sein wird. Die Kritik befaßt sich vor allem mit den Folgelasten des Auszugs des FC Bayern und mit dessen Anspruch, in oder vor München ein Stadion für sich ganz allein zu haben, während er die Stadt mit den Folgelasten eines in der Nutzung reduzierten Olympiastadions "sitzen läßt". Gleichwohl will der Club die vorhandenen, vom Steuerzahler finanzierten Verkehrsinfrastruktur- und Standortvorteile nutzen. Die rein unternehmerischen Begründungen für diesen Anspruch sind betriebswirtschaftlich wohl sinnvoll, wir wollen sie hier nicht wiederholen. Die Münchner Rathaus-SPD will den Stadtrat auf Kurs gegen das geplante Bayern-Stadion bringen. Sollte der FC Bayern dennoch planen und bauen, dann will die SPD einen Standort innerhalb des Stadtgebiets vorziehen, so die SZ vom 2./3.10.97. Genau dies will der FC Bayern aber offensichtlich nicht. Das Dilemma bleibt also erhalten, der Streit ist programmiert und das Problem der Einnahmeausfälle des Olympiastadions ist so auch nicht zu lösen. Ein Fußballstadion neben dem Olympiastadion würde die Situation, besonders bei Zusammentreffen zweier Großveranstaltungen, nur verschärfen.

Der Standort im Süden ist also nachvollziehbar. Politisch brisant bleibt jedoch Folgendes: Weder die Landeshauptstadt noch die nicht bedachten Umlandkommunen werden es kampflos hinnehmen, wenn der FC Bayern einer fairen und solidarischen Verteilung von Nutzen und Lasten ausweicht. "Eigentum verpflichtet" sollte besonders in diesen schweren Zeiten auch für einen reichen Fußballclub gelten. Monopolbildung und damit Blockierung von ökologischen Projekten, von Zukunftschancen anderer Vereine bzw. anderer Sportarten wie dem Segelflug sind auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht sinnvoll. Einen weiteren, gleichwertigen Standort im Süden gibt es nämlich nicht, schon deshalb wird ein dortiges Stadion nicht hinnehmbar sein, wenn es nur dem FC Bayern nützt!

Bliebe also zu prüfen, ob nicht eine Einbeziehung der Sportanlage der Bundeswehr-Universität bzw. die Beteiligung der Landeshauptstadt, der Umlandgemeinden und des TSV 1860 und Anderer am Stadionbau und/oder an der Nutzung möglich ist - besonders im Hinblick auf eine erneute Bewerbung um die Olympischen Spiele. Derartige solidarisch orientierte Beteiligungen mit dem gemeinsamen Ziel "Olympische Spiele" würden zwar nicht ganz den Vorstellungen des auf Alleineigentum bedachten FC Bayern entsprechen, böten aber zweifellos den Vorteil einer unstrittigen und damit rechtzeitigen Verwirklichung eines auf Fußballbedürfnisse und Meisterschaften maßgeschneiderten Stadions mit optimalen Verkehrsanbindungen.

Auch der Segelflug als bedrohte Sportart würde mit einer solchen Entwicklung eine wesentliche Stärkung und Verbesserung seiner Zukunftschancen erfahren. Früher wurde auf den Flugplätzen Riem, Neubiberg und Oberwiesenfeld sowie auf der Fröttmaninger Heide geflogen. Alle diese Sportstätten des Segelflugs fielen dem Landhunger der Kommunen bzw. der Ausweitung des Luftverkehrs zum Opfer. Das seit über zehn Jahren unerfüllte Regionalplanziel B IX 5.3, nach dem Ersatzgelände für die vom neuen Airport vertriebenen Segelflieger geschaffen werden sollen, könnte hier optimal verwirklicht werden. Das Nachwuchsreservoir der Stadtjugend läge in unmittelbarer Nähe und das "Stille Abenteuer Segelflug", das im Gegensatz zum Fußball nie Eintrittsgeld verlangt, hätte einen wesentlich besseren Zugang zu den Medien. Und wenn der FC Bayern all die Jahre das Olympiastadion nutzen konnte, sollte man auch daran denken, daß genau dort der Segelflug seine stadtnahe Sportstätte zugunsten des Olympiageländes opfern mußte.

Schon Dr. Hoegner sagte 1948, befragt zum Thema "Wiederzulassung des Segelflugs" gegenüber der AZ: "Der Segelflug sollte in das Programm der Olympischen Spiele aufgenommen werden". Mit einer Vorführsportart Segelflug könnten die Zweiten Olympischen Spiele von München auch historische Altlasten aufarbeiten und einen Beitrag zur Flugökologie leisten. Hier liegt uns ganz besonders die im OLS konzipierte Flugökologische Zukunftswerkstatt mit dem Schwerpunkt TREE (=Timesaving Reafforestation Equipment für eine globale Wiederaufforstung aus der Luft) am Herzen. Diese ist technisch machbar, bedarf aber internationaler Kooperation, die hier in der Luft- und Raumfahrtregion eingeleitet werden sollte. Die globale Wiederaufforstung hat Schäden zu beheben, die mit industriellen Mitteln verursacht wurden. Dies ist - selbst mit dafür geschaffenen Luftfahrzeugen - eine Jahrhundertaufgabe, die viele hundert Milliarden Dollar kosten wird und Arbeitsplätze schafft. Tausende von Segelfliegern sind weltweit in der Luft- und Raumfahrtindustrie tätig. Sie sind die geeigneten Start-Multiplikatoren, denn sie besitzen fliegerisches Know-how und ökologisches Interesse gleichermaßen. Jeder Kondensstreifen am Himmel schwächt nicht nur die Thermik, sondern erinnert auch an unsere Verantwortung für die Natur, in der wir fliegen. Nutzen wir also den 150. Geburtstag Otto Lilienthals zu einem Aufbruch und beginnen mit dem OTTO LILIENTHAL SOLARFLUG-ZENTRUM mit jenem Schwung, der den Flugpionier auszeichnete. Der deutsche Segelfiegertag sollte nächstes Jahr hier stattfinden, um mit dem OLS den 50. Jahrestag der Wiederzulassung des Segelflugs nach dem I1. Weltkrieg vorzubereiten! Hier begannen unsere Probleme, hier können wir aber auch mit Lösungen beginnen!

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, wir bitten Sie recht herzlich, unsere oben ausgeführten Vorschläge zu prüfen.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Stoehr Sigi Stoehr