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Die nachstehende Konzeption (Originaltext !) wurde
in den ersten Monaten 1991 den Buergermeistern der Gemeinden
Neubiberg, Ottobrunn, Unterhaching sowie der Landeshauptstadt Muenchen angeboten und dem
Regionalen Planungsverband, dem Luftsportverband Bayern sowie dem DAeC und zahlreichen
Persoenlichkeiten aus den Bereichen Kultur, Sport, Luftfahrt und Forschung
vorgestellt. Fuer das Internet wurden Abbildungen hinzugefuegt. Inzwischen haben einige Entwicklungen stattgefunden, die jedoch der
Verwirklichung des Konzeptes nicht entgegenstehen, sondern - ganz im Gegenteil - die
Notwendigkeit dieser echten, innovativen Konversion und vorbildlichen
Geschichtsaufarbeitung unterstreichen.
KONZEPT ZUR KONVERSION DES
MILITAERFLUGPLATZES NEUBIBERG
in ein
OTTO LILIENTHAL SOLARFLUG-ZENTRUM (OLS)
Wegen der geaenderten politischen Situation gibt das Militaer den Neubiberger Flugplatz
auf. Von Buergerseite her sind Bestrebungen im Gange, auch den zivilen Motorflug in
Neubiberg zu beenden und den Flugplatz zur Aufloesung zu bringen. Vorgeschlagen wurde eine
Umsiedlung der Motorflieger auf andere Flugplaetze.
Auf den frei werdenden Flaechen soll gebaut werden. Es droht also eine zusaetzliche
Versiegelung der Landschaft. Darueberhinaus gibt es noch zahlreiche weitere Folgeprobleme.
Eines davon ist: Bei einer voelligen Aufloesung des Flugplatzes wuerde die mit vielen
Millionen Steuergeldern errichtete Infrastruktur (Landebahn, Rollwege, Tower, Hallen und
sonstige Einrichtungen) verloren gehen, ja sogar nur mit grossem, teurem Aufwand entfernt
bzw. umgebaut werden koennen.
Bei der Diskussion ueber die spaetere Verwendung der Flugplatzflaeche sollte deshalb
auch an ein sinnvolles "Recycling" dieser Anlagen gedacht werden. Aus
ganzheitlicher, oekologischer Sicht kann ein verantwortungsvoller Umgang mit den bisher
investierten Materialien ( = verbrauchte Ressourcen) und Steuermillionen verlangt werden.
Unnoetiges Abreissen von Gebaeuden bzw. Einrichtungen oder aufwendiges Aendern waere
unoekologisch und unoekonomisch, wenn eine sinnvolle Weiterverwendung von Anlagen moeglich
ist. Als spaetere Nutzungen des Areals sind bisher hauptsaechlich im Gespraech: Wohnungen,
Gewerbeansiedlungen, ein Erholungsgebiet mit Sportmoeglichkeiten. Aber auch eine drohende
Muelldeponie stand schon in der Diskussion.
Wie auch immer die Loesung dieser staedteplanerischen Aufgabe aussehen mag: Die
Gesamtkonzeption soll einer globalen Denkweise entsprechen. Sie soll besonders fuer
positive Veraenderungen in der zu stark von Ruestung bzw. Luft- und Raumfahrt gepraegten
Region sorgen und die oekologischen Erfordernisse beruecksichtigen. Eine Versiegelung der
Landschaft ist soweit als moeglich zu verhindern, die Biotop-Vernetzung ist zu foerdern
und geeignete Einrichtungen sind weiterzuverwenden. Darueberhinaus sind fuer Jugend und
Tourismus attraktive und doch umweltvertraegliche "Highlights" zu schaffen.
Deshalb wird vorgeschlagen, auf dem Areal einen Teil des Flugplatzes zu belassen und
ihn als Gruene Lunge sowie als Sport- und Bildungspark zu nutzen, und zwar durch:
Schaffung eines Otto Lilienthal Solarflug-Zentrums, bestehend aus einer
flugoekologischen Zukunftswerkstatt, einem lebendigem und touristisch attraktiven,
"segelfliegendem Museum", einem ganzjaehrig betriebenen,
naturgerecht gestaltetenSegelflugplatz mit Rundflugmoeglichkeiten (nur
Segelflug mit Windenstart, kein Motorflug, keine Motorsegler!) und ggf. einem
Ballonstartplatz. Mit dem Projekt soll dem Flugpionier Otto Lilienthal gedacht
werden, denn die Region hat dessen Forschungen sehr viel an Wohlstand zu verdanken.

Zur Realisation des Projektes waere von den Gemeinden eine entsprechende
Traegergesellschaft zu gruenden, die sich auch um oeffentliche Unterstuetzung und um
Sponsoren bemueht. Diese Organisation haette auch ueber die Belange der Natur zu wachen.
An der Konversion des Militaerflugplatzes Neubiberg sollten Experten aus den nachstehend
angesprochenen Bereichen und aus dem Umweltschutz mitwirken. Denn es geht um mehr, als um
eine Verwertung einer unverhofft aufgetauchten Immobilie.
Hier der Vorschlag zu den ersten moeglichen Traegern und Startteilnehmern an dem
Projekt und Aufzaehlung der wichtigsten Gruende, warum diese mitmachen sollten.
A. Die Kommunen
Die Kommunen von Muenchen, Neubiberg, Ottobrunn und Unterhaching koennen an keinen
Negativ-Einrichtungen interessiert sein, die zusaetzliche Belastungen und eine
Verhinderung von Biotopvernetzungen bringen.
Das Otto Lilienthal Solarflug-Zentrum versiegelt das Gelaende nicht, im Gegenteil: Es
haelt die Flaechen fuer die Natur frei.
Mit ihm bekaemen die umliegenden Gemeinden eine in der Welt einmalige Anlage
alternativen Fliegens - ein Anziehungspunkt fuer die Buerger, fuer die Jugend und fuer
Touristen gleichermassen. Ueber dem ehemaligen Militaerflugplatz Neubiberg ist ohne
zusaetzlichen Bauaufwand, ohne Laerm und ohne Emissionen eine lautlose "fliegende Aussichtsplattform" moeglich, die mit dem
schon vorhandenen S-Bahn-Anschluss aehnlich schnell erreichbar waere wie der Fernsehturm.
Ein vielbesuchtes Segelflug-Museum (ebenfalls eine unproblematische Positiv-Einrichtung
fuer die Gemeinden) koennte entstehen. Dort koennen die Segelflug-Exponate nicht nur
betrachtet, sondern auch benutzt werden. Ausstellungsraeume fuer die nichtfliegenden
Exponate (Oldtimer) waeren in den Flugplatzbauten genuegend vorhanden.
In einer Zeit, wo warnende Stimmen wegen der zunehmenden Brutalisierung in den Stadien
wie auf den Strassen immer lauter werden und die Gewalt in den Medien staendiger Gast ist
(zum Teil mitverursacht durch Produkte auch aus dieser Region), sollte eine friedliche
Sportart wie der Segelflug auch deshalb von den Gemeinden gefoerdert werden, weil er junge
Menschen in hochanspruchsvoller und reizvoller Weise zu Technik- Verantwortung erzieht und
fuer Selbstdisziplin belohnt.
Das Projekt waere fuer die Region eine Annahme der Verantwortung fuer Natur und
Technikfolgen, es waere weit umweltvertraeglicher als die ueblichen Gewerbeansiedlungen
und bringt gleichwohl Einnahmen, wenn es wirkungsvoll in die Fremdenverkehrswerbung der
Landeshauptstadt eingebunden wird.
B. Ein Museum fuer friedliches Fliegen
Das Deutsche Museum in Muenchen hat das Problem, dass seine Luftfahrthalle bereits vor
der Eroeffnung zu klein war. Die "motorisierte", besonders die militaerische
Flugtechnik nehmen in dieser Halle viel Raum ein, waehrend der zivile, oekologisch
vertretbare und besonders fuer die Jugendarbeit sinnvollere Segelflugsport
unterrepraesentiert ist. Vor dem Hintergrund der Weltbedeutung des deutschen Segelflugs
wird dessen bisherige Unterbringung wohl auch vom Deutschen Museum fuer
verbesserungswuerdig gehalten. (Deutschland ist das bedeutendste Herstellerland!) Die
Segelflug-Entwicklung und der Einfluss dieses Sports auf Flugtechnik und Meteorologie
sowie die traurige Geschichte des Missbrauchs des Fliegens, besonders des Segelfliegens
zur vormilitaerischen Ausbildung bis in die juengste deutsche Geschichte hinein wuerde
viel mehr Raum beanspruchen, als vorhanden ist.
Die ausfuehrliche Darstellung der deutschen wie der internationalen
Segelflugzeug-Produktion mit ihren Stammbaeumen und ihrer Typenvielfalt, sowie die
Darstellung der Anwendung von Segelflugzeugen, also des Sports selbst hat in der Halle
kaum Platz. Auch der Drachenflug (der ja auch ein Segelflugsport ist) koennte
ausfuehrlicher dargestellt sein.
C. Der Segelflugsport
Der oekologisch vertretbare, lautlose Segelflugsport wurde in der Vergangenheit wegen
des Landhungers aus der Naehe der Staedte vertrieben. Heute bedauert man die Verbauung der
Landschaft ueberall, gegen die, haette man es gewusst, auch jeder entsprechend gestaltete
Windenstartplatz fuer Segelflugzeuge eine Gruenanlage und ein attraktives, anspruchsvolles
Freizeit-Zentrum haette sein koennen. Muenchen ist ein trauriges Beispiel fuer die Vertreibung der Segelflieger. Zahlreiche Vereine mussten weichen.
Zum Landhunger kam damals die Olympiade auf dem Flugplatz von Oberwiesenfeld, und weil die
Stadt in der Verkehrsluftfahrt ein Drehkreuz des Suedens ist, verloren hunderte von
Segelfliegern ihren Platz und mussten grosse Opfer in Kauf nehmen. Hinzu kamen noch
staendige militaerische Einschraenkungen im Luftraum.
Die Landeshauptstadt und die Region aber haben waehrenddessen an der Luftfahrt
reichlich verdient, und zwar genau an jenen Luftfahrtprodukten, die diesem Sport die
existenzgefaehrdenden Einschraenkungen brachten: An Verkehrs- und Militaerflugzeugen.
Weder von der Stadt bzw. der Region um Muenchen, noch von der Verkehrsluftfahrt noch
vom Militaer wurden diese Opfer dem Segelflugsport je abgegolten. Eine Entschaedigung ist
laengst ueberfaellig! Hinsichtlich der Foerderung der Luftfahrt ist es sogar so, dass die
Denkmalspflege eines ehemaligen Militaerflugplatzes (Oberschleissheim) Mittel bindet,
waehrend die wahren Erben Lilienthals um das Ueberleben ihres friedlichen und
umweltfreundlichen Sports kaempfen und trotzdem verdraengt werden.
Wegen der Mundwerbung ist es fuer den Segelflug ueberlebensnotwendig, in Stadtnaehe zu
existieren.Dieser in ihrer Ausuebung schwer darzustellenden, naturwissenschaftlichen
Sportart fehlt naemlich jener Zugriff auf die Massenmedien, wie ihn die einfacheren
Sportarten haben. Nachwuchsprobleme werden dadurch geschaffen. Lange Anfahrtswege
erzwingen unoekologisches Verhalten bei den vertriebenen aktiven Segelfliegern wie bei den
Schuelern. Z.B. liegt die fuer Muenchen naechstgelegene, hauptamtliche Segelflugschule 100
km enfernt in Unterwoessen. Auch durch die sattsam bekannten gesellschaftlichen Negativ-
Entwicklungen wurde der Segelflug eingeengt. Ein Absterben dieses hochqualifizierten
Sports ist vor dem Hintergrund der mittlerweile hektischen, ungesunden Sport- und
Medienwelt zu befuerchten. Ein Ueberleben duerfte langfistig ohne entsprechende Stadtnaehe
und Unterstuetzung durch die Region kaum moeglich sein. (Man stelle sich nur einmal vor,
man wuerde einem Ballspieler staendig zumuten, 100 Kilometer zum Trainig fahren zu
muessen.)
D. Die Deutsche Alpensegelflugschule Unterwoessen (DASSU), Akademische Fliegergruppe
und OSTIV
Die DASSU betreibt vorrangig Anfaengerschulung. Viele Schueler kommen aus dem Raum
Muenchen. Das landschaftlich reizvoll gelegene Gelaende der DASSU
ist andererseits fuer fortgeschrittene Alpenflieger und Urlauber sehr interessant. Diese
vorbildlich gefuehrte Schule, sie ist die zweitgroesste auf der Welt, hat
Kapazitaetsschwierigkeiten, weil wegen mangelnder Alternativen viele angehende
Segelflieger dorthin ausweichen muessen. Am Beispiel von Unterwoessen laesst sich
gleichwohl am deutlichsten aufzeigen, dass sich sogar Luftkurorte mit dem Segelflug
vertragen. Mit seinen motorlosen Passagierfluegen ist Segelfliegen dort eine
ausgesprochene Touristen-Attraktion. Die DASSU koennte mit ihrem grossen Know how einen
wesentlichen Beitrag bei Aufbau und Betrieb des Projektes leisten. Die Anfaengerschulung
kann in Zusammenarbeit mit lokalen Bildungseinrichtungen durch Vereine wie auch durch die
DASSU erfolgen.
Wissenschaft und Forschung: Die Akademische Fliegergruppe in Muenchen sowie die
technisch/wissenschaftliche Vereinigung des Segelflugs OSTIV koennten zur Konversion des
Militaerflugplatzes Neubiberg beitragen und an flugoekologischen Vorhaben mitwirken.
Sonstiges/Zusammenfassung/Ausblick:
Auch Muenchen-Riem wird aufgeloest. Dies bedeutet, dass der bisher fuer Riem
reservierte Luftraum ueber dem Stadtgebiet zum Teil frei wird und der Segelflugsport einen
ueberlebenswichtigen Freiraum in Stadtnaehe erhalten kann. Hier ist man allerdings in
starkem Masze von der Mithilfe genau jener Region abhaengig, die einen Teil der Probleme
des Segelflugs durch die hier hergestellten Produkte mit verursacht hat. Neubiberg wuerde
den hiesigen Segelflugsport aus dem aufwindarmen, schwarzen Schatten frueherer
(vermeintlicher) Sponsoren und damit aus seiner (z.T. auch selbst mitverschuldeten)
Vergangenheit in eine lichtvollere Zukunft fuehren.
Der im Norden Muenchens befindliche Flugplatz Oberschleissheim ist uebrigens fuer den
Segelflug wegen der dortigen Luftraumbeschraenkungen, verursacht durch den
Franz-Josef-Strauss-Airport, kaum zu gebrauchen. Fuer den Segelflieger gibt es nur eine
echte Alternative: Neubiberg.
Hinsichtlich der Luftraumstrukturen nach 1992 besteht fuer
den verdraengten Segelflugsport ohnehin eine Empfehlung der Bundesanstalt fuer
Flugsicherung, sich bei der Suche nach Ersatzgelaenden nach Sueden hin zu orientieren.
Ausser dem frei werdenden Militaerflugplatz Neubiberg duerfte es aber kaum taugliche
Ersatzgelaende geben. Besonders die von Freising-Lange-Haken vertriebenen Segelflieger
haben Anspruch darauf, nicht auf kaltem Wege enteignet zu werden. Der Vorstand des dort
untergebrachten (und nun schon zum zweiten Mal vertriebenen) Aero Club Muenchen
unterstuetzt unseren Vorschlag, dem Segelflug (als echte Alternative zum Motorflug) in
Neubiberg eine neue Heimat zu geben.
Wichtig: Weil sich die Luftraumbeschraenkungen ab 1992 nach Norden verlagern, droht der
untere Luftraum ueber Neubiberg und ueber dem suedlichen Stadtgebiet von Muenchen zum
Tummelplatz zahlreicher Motorflieger zu werden. Es droht ein Eigentor fuer die Oekologie
und Sicherheit, wenn die AKTION FLUGSTOP in Neubiberg dazu fuehrt, dass es nach der
Schliessung des Flugplatzes zum Wegfall der bisherigen Kontrollzone
kommt und das Motorflug-Gedraenge zwar nicht mehr am Boden, dafuer aber darueber
stattfindet.
Verstaendlicherweise laedt ein Panorama wie das der Landeshauptstadt dazu ein, aus der
Luft besichtigt zu werden. Unseres Erachtens steht das Recht, die Schoenheit der Welt von
oben zu erleben, auch jedem Menschen zu - er sollte dies aber, wenn irgendmoeglich, ohne
Emissionen, ressourcenschonend und mit dem geringstmoeglichen Risiko fuer andere tun.
Diese berechtigte Forderung ist nach dem heutigen Stand der Technik allerdings nur mit
motorlosen Luftfahrzeugen optimal zu erfuellen: Segelflugzeuge haben kein
feuergefaehrliches und bleihaltiges Flugbenzin an Bord, laermen nicht, auch kann kein
Motor ausfallen (und fuer den Missbrauch durch Terror, auch dies sollte angesichts der
juengsten Krisen-Entwicklungen bedacht werden, sind sie denkbar ungeeignet).
Die anfallenden Gleitflug-Distanzen fuer Stadtbesichtigungsfluege sowie fuer
Streckenfluege nach Sueden koennen je nach Wetter und Thermik kuerzer oder laenger
gestaltet werden. Selbst bei uebertrieben hoch angesetzten Sicherheitszuschlaegen stellen
Segelfluege wegen der hohen Reichweiten heutiger Doppelsitzer kein Sicherheitsproblem dar.
(Ein durchschnittlicher, moderner Doppelsitzer hat eine Reichweite von weit ueber 30 km
pro 1000 Meter Hoehe.)
Der Wunsch, das zu sehen, was zu lieben und zu schuetzen ist, naemlich die Heimat,
sollte also ausschliesslich mit den lautlosen und umweltvertraeglichen Segelflugzeugen
erfuellt werden, zumal das Flugerlebnis im Segelflugzeug um ein Vielfaches intensiver ist
als in Motorflugzeugen.
Zum Symbol des gefluegelten
Menschen im Gemeindewappen von Neubiberg: "Der gefluegelte Mensch gilt als
Sinnbild fuer Forschung und Bildung und weist auf die enge Verknuepfung der Gemeinde mit
Fliegerhorst undBundeswehrhochschule und auf die neue strukturelle Entwicklung hin."
(Aus: Unsere Gemeinde, Heft 15 Mai/Juni 1975) Bei voelligem Wegfall eines Flugbetriebs in
Neubiberg wuerde das Gemeindewappen in einem seiner wesentlichen Teile sinnentleert - und
das ausgerechnet im Lilienthal-Jahr!
Der Menschenflug feiert 1991 sein 100jaehriges Jubilaeum. Er war bisher wohl nur selten
das, was sich der Flugpionier Otto Lilienthal vorgestellt hatte: Ein Kulturelement,
voelkerverbindend und dem Frieden dienend. Mit Gruendung des Otto Lilienthal Solarflug-
Zentrums koennte Neubibergs Wappen also nicht nur erhalten bleiben, es wuerde auch um das
Bekenntnis zum friedlichen und umweltschonenden Fliegen bereichert. Es ist historisch
belegt: Segelfliegen ist Luftfahrt im Sinne des Flugpioniers Otto Lilienthal.
Deshalb liegt die letzte Hoffnung der wahren Erben Lilienthals, fuer ihre
naturwissenschaftliche Sportart in der Region eine Heimat zu finden, bei der Gemeinde mit
dem Symbol des gefluegelten Menschen, wo dieser Sport einerseits die Versiegelung der
Landschaft verhindern helfen kann und wo er andererseits vor einer expandierenden
Verkehrsluftfahrt sicherer ist.
Segelflugstarts in Neubiberg wuerden, wie schon erwaehnt, voellig lautlos sein, da sie
nur mit Elektrowinden erfolgen. Hierzu gibt es bereits praktizierte Loesungen, ja sogar
realistische Solarstrom-Konzepte, auch vom Aero Club Muenchen, der sich wie viele andere
Segelflieger in Neubiberg niederlassen moechte. Der Flugbetrieb wuerde, auch das sei
nochmals betont, nur aus Segelflug bestehen, also kein Motorflug, keine Motorsegler, auch
keine mit Klapptriebwerk. Dies laesst sich ueber die Satzung der zu bildenden
Organisation, ueber eine geaenderte luftrechtliche Zulassung des Gelaendes sowie ueber
eine kommunal mitgestaltete Kontrollzone erreichen. Wenn man also ueber einen
Segelflugplatz mit eigener Kontrollzone verfuegen wuerde, liesse sich auch der
durchfliegende Verkehr unterhalb des CVFR-Gebietes beruhigen. Dies ist ein luftrechtliches
Novum - es muss aber durchgesetzt werden.
Es gibt nicht viele Orte auf der Welt, die den Luftverkehr so gefoerdert haben, wie die
Muenchner Region es getan hat! Bis zum Jahr 2000 soll er sich verdoppeln. Der Kampf gegen
das Karzinom des ausufernden Luftverkehrs auf den kurzen und mittleren Strecken duerfte
aber ziemlich aussichtslos sein, wenn die Benutzung des Luftraums weiterhin allein von den
Geschaefts-, Konsum- und Herstellerinteressen bestimmt wird. Von den Militaerfluegen ganz
zu schweigen. Es ist also unbedingt noetig, die Freiraeume fuer das Segelfliegen nicht nur
zu sichern, sondern sehr deutlich auszuweiten. So, wie man am Boden zur Verkehrsberuhigung
das Radfahren foerdert, so ist in der Luft der Segelflug zu foerdern. Deshalb sollte die
hiermit vorgeschlagene Kontrollzone fuer das Otto Lilienthal Solarflug-Zentrum keinesfalls
als Reservat missverstanden werden. Sie ist als eine Keimzelle fuer ein Umdenken in der
Luftfahrt aufzufassen.
Wenn man jedoch den Segelfliegern weiterhin die Zukunft raubt, dann verliert man diese
potentiellen Mitstreiterund schwaecht damit die oekologische Position in der Luft. Die
Segelflieger moegen vielleicht hinsichtlich eines tieferen oekologischen Denkens noch
gewisse Defizite haben, sie besitzen aber aufgrund ihrer Pilotenausbildung das wichtige,
den Nichtfliegern fehlende Luftfahrt-Know how. Dieses Wissen muss eingebracht werden.
Und dann sollte es moeglich sein, in Neubiberg das alternative Fluggeraet fuer die
Ausbildung und Stadtrundfluege auch zu bauen: Der Prototyp existiert bereits. Es ist das
doppelsitzige Segelflugzeug "Solidarity". In diesem sitzt der Passagier neben
dem Piloten, wo er in die gar nicht so grossen Geheimnisse des Segelflugs eingeweiht
werden kann und vor allem die selbe schoene Aussicht hat.
Angesichts der Produkte, die das Image der Region bisher gepraegt haben, waere es ein
Bekenntnis zum umweltfreundlichen und friedlichen Fliegen, wenn das Projekt OTTO
LILIENTHAL SOLARFLUG-ZENTRUM vor Ort eine breite Unterstuetzung erfahren koennte.
Segelfliegen ist Solarsport. Der Motor dieser Sportart ist die Thermik, und Thermik ist
eine Form der Sonnenenergie.
Der wahre, freie Flug, wie Otto Lilienthal ihn verstand, ist etwas anderes als das, was
in der heutigen Luftfahrt stattfindet. Die Visionen Otto Lilienthals wurden in der
Vergangenheit ebenso missbraucht wie es mit den erfundenen Fluegeln heute noch geschieht.
So wie wir uns mit dem Energieverbrauch in eine Falle begeben haben, so befinden wir uns
heute auch noch in einer Flugfalle. Aus dieser koennen wir uns nur mit viel Sachverstand
befreien. Der sofortige "Ausstieg" ist wegen der mittlerweile erreichten Hoehen
und Geschwindigkeiten unmoeglich. Um die komplizierte Falle zu verlassen, wird man auch
das Wissen jener benoetigen, die sie mit gebaut haben. Und man wird auch noch fuer die
Natur fliegen muessen. Dies muss besonders dort bewusst gemacht werden, wo die Fahrzeuge
fuer den Luftverkehr gebaut werden.
Copyright 1991 M&S Stoehr D - 81509 Muenchen
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